Kirche Kremmen
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Öffnungszeiten
Geöffnet tägl. 9 - 18 Uhr, sonst Schlüssel erhältlich im Kantorat, Kirchplatz 1, Tel. (033055) 22 21 98
"St. Nikolai": Geschichte des ältesten Hauses der Ackerbürgerstadt Kremmen
Die Nikolaikirche hat ihren Namen von dem Schutzpatron der Kinder, der Bäcker und der Schiffer, dem Bischof Nikolaus von Myra. Er lebte im vierten Jahrhundert. Sein Namenstag ist allen bekannt: der 6. Dezember.
Die Kirche ist das älteste Gebäude der Stadt Kremmen, die schon 1298 das Stadtrecht erhielt. Der aus Feldsteinen erbaute Chorraum aus dem 13. Jahrhundert zeigt die ursprüngliche Größe der Kirche. Später wurde das dreischiffige Langhaus angebaut. Die Erhöhung des Chores und der Einbau von zwei Emporen waren die letzte Erweiterung. Über dem erhaltenen Apostelchor existierte ein Sternchor, der hinter dem Altar herum führte. Der ursprünglich mit einer hölzernen Ampel gekrönte Turm brannte durch Blitzschlag 1917 ab. Er wurde 1928 etwas niedriger fertig gestellt. An der Stelle der drei Bronzeglocken, die im ersten Weltkrieg abgeliefert werden mussten, gibt es seit 1928 drei Stahlglocken mit einem elektrischen Geläut. Aus dem gleichen Jahr stammt das elektrisch betriebene Uhrwerk. Die Bemalung des Apostelchores ist eine Stiftung des Bürgermeisters Johann Grüwel aus dem Jahr 1693. Sie zeigt in zwölf Feldern elf Apostel und anstelle des Judas den Erlöser der Welt.
Der Altar ist ein Geschenk des Herrn von Cremmen, Vehlefanz, Groß- und Klein-Ziethen, Marco von Lüttke, von 1686. Auf den Mittelfeldern sind übereinander dargestellt: Das Abendmahl, die Kreuzigung, die Auferstehung und die Himmelfahrt. Zuoberst trägt der dreizehnstrahlige Stern den hebräischen Gottesnamen "JHWH".
Die Kanzelbilder, eine Stiftung des Münzmeisters Christoph Pflug von 1690, zeigen die vier Evangelisten und den Erlöser der Welt. auf dem Kanzeldeckel steht der auferstandene Christus mit der Siegesfahne. Die hölzerne Taufe ist ein Geschenk des Ratsherrn Andreas Busse aus der gleichen Zeit. Drei mit Girlanden geschmückte Kinder tragen die Taufe. Sie sind vielleicht ein Hinweis auf den Bischof Nikolaus, der mit den Schätzen der Kirche Kinder vor Unheil bewahrte. Offensichtlich wurde nach der Reformation die Taufe als ein solcher Schatz angesehen.
Die "neue" Innenausstattung wurde notwendig, nachdem ein Stadtbrand 1680 auch die Kirche bis auf die Grundmauern zerstört hatte. Der Platz um die Kirche war bis 1812 Friedhof. Dann wurde zu klein. Der neue Friedhof liegt zwei Kilometer vor der Stadt Richtung Staffelde auf dem Kienberg. An der Südseite des Außenmauerwerks fallen zahlreiche kreisrunde oder längliche Ausschabungen auf. Sie werden Fieberlöcher genannt. Der ausgeschabte Ziegelstaub diente als Medizin bei mancherlei Erkrankungen. Eine alte Sonnenuhr mit gotischen Ziffern stammt aus der Zeit, als u die Kirche noch keine hohen Bäume wuchsen. Die zweimanualige Orgel wurde 1961 von der Firma Schuke in Potsdam gebaut.
Aus der Kirchengeschichte in Kremmen
Ein Gemäuer in Kremmen, in dem seit der Herrschaft der Askanier von allen Ereignissen der Jahrhunderte ein wenig verborgen steckt, ist das Gemäuer der Nikolaikirche. Sie entstand einst aus Feldsteinen in der Größe des heutigen Chores.
Brandkatastrophen und Unwetter zerstörten im Verlaufe der Jahrhunderte immer wieder ganze Straßenzüge der Stadt und machten auch vor dem Kremmener Gotteshaus nicht Halt. 1680 brannte die Kirche gleich zweimal: Im ausklingenden Winter traf ein Blitz den Turm. Bis auf die Grundmauern brannte das Gebäude nieder bei der Feuersbrunst, die im September auch weite Teile der Stadt erfasste. Der Wiederaufbau der Kirche nach diesem verheerenden Brand wurde durch den Verkauf von 200 Eichen aus dem Stadtforst finanziert.
Aus dieser Zeit des Wiederaufbaus stammen der Altar und die Kanzel: Der barocke Altar war 1686 ein Geschenk des Churfürstlichen Brandenburgischen General-Wachtmeisters Marco von Lüttken, Herr auf Cremmen, Vehlefanz, Groß- und Klein-Ziethen. Die barocke Kanzel stiftete Christoph Pflug, ein wohlbestallter Münzmeister. Ratsherr Andreas Busse schließlich stiftete die von drei Engeln getragene holzgeschnitzte Taufe.
Ursprünglich hatte die Kirche im Chorbereich zwei Emporen. Der noch erhaltene Apostelchor ist eine Stiftung von Johann Grüwel aus dem Jahre 1693. Er war zu jener Zeit Richter und Bürgermeister der Stadt Kremmen. Aus seiner Feder stammt die Chronik „Cremmische Schaubühne“.
Ein Sturm brach 1738 den Turm der Kirche und warf ihn auf das Dach – auch diesen Schaden behoben die Kremmener rasch und errichteten einen neuen Turm; der allerdings brannte 1917 nach einem Blitzschlag nieder. Den Kirchturm, der Kremmens Stadtbild auch zum heutigen Tage noch beherrscht, errichtete die Baufirma Sittel im Jahre 1928.
Für Kriegszwecke wurden 1917 die Bronzeglocken der Nikolaikirche entfernt und mussten abgegeben werden. Erst seit 1928 läuten wieder Glocken zum Gebet: Drei Stahlglocken wurden in den wiedererrichteten Turm eingebaut.
Gustav Schweitzer, von 1847 bis 1850 Pfarrer in Kremmen, gab sich nicht nur mit Beten und Predigen zufrieden: Als ehemaliger Burschenschaftler war er Anhänger der Revolution von 1848 und trat für die Trennung von Kirche und Staat ein. Sonntags führte er in der Kirche eine Art Zeitungsschau durch und betrieb so politische Bildung und Aufklärung. Nachdem er sich für Steuerfreiheit und die Beschränkung des Jagdrechtes eingesetzt hatte, wurde er jedoch seines Amtes enthoben.
1865 entstand an der Südwand des Chores eine neugotische Vorhalle, die lange Zeit als Haupteingang genutzt wurde. Das hierin liegende Grab ist mit großer Wahrscheinlichkeit letzte Ruhestätte des Pfarrers Wilhelm Struensee, der 1864 beigesetzt worden ist und in Kremmen sehr beliebt war. Die Sakristei an der Nordseite des Chores stammt aus dem 15. Jahrhundert und war das Grabgewölbe derer von Bredow.
Schwere Schäden erlitt sowohl der Turm als auch das nördliche Seitenschiff in den letzten Kriegstagen 1945. Diesmal bereitete der Wiederaufbau allerdings Schwierigkeiten – es gab kaum noch Maurer. Wilhelm Zehlicke ist es zu verdanken, dass das Gewölbe des Seitenschiffes wieder errichtet werden konnte.
Aus den Kremmener Kirchenbüchern
Anno 1645 25. September haben Pfarrer und drei Kirchenvorsteher einen Vergleich getroffen mit dem Uhrmacher von Berlin, Meister Jürgen Born, der das Uhrwerk allhier, welches alt und ausgelaufen, soll wieder in rectifizen, welches er auch gethan, dafür ist ihm von der Kirchen einkommen gegeben 7 ½ Thaler dazu an Fuhrlohn und Unkosten so viel, dass er austrägt 10 Thlr.21 arg. Insgesamt. Ist also zur Nachricht hier gesetzet worden.
Eine neue königliche Declaration von Fr. W. zu Berlin, den 9. Januar 1732:
Wir haben nötig erachtet, die ergangene Order wegen des Heiligen Abendmahls dahin zu declarieren, dass diejenigen, welche mit schweren Gebrechen oder Jammer behaftet sind, ungleich diejenigen so mit Krücken gehen, wie auch die Blinden und diejenigen, die mit erbhaftem Schaden, Ausschlag behaftet zwar nicht mehr mit der ganzen Gemeinde vor den Altar zur Heiligen Communion mitgehen, sondern davon dispensiret und erlaubt sein sollte, das Heilige Abendmahl in der Sacristei, in der Woche von Predigern gehalten werden zu nehmen. Jedoch sollten die Priester solches bekannt machen, wenn das Abendmahl für solche miserablen Personen gehalten werden soll, damit sich davon etliche auch einmal dazu einfinden und als doch etliche Personen miteinander gehen können.
Daten zusammengetragen von G. Henniger, Kremmen
Verfasst von P. Born, 1997